Die Macht der Vergebung
Viele Jahre hatte für mich das Wort Vergebung und alles was damit zusammen hängt eher einen fahlen Beigeschmack. Vom Herzen her spürte ich, dass es sich gut anfühlte, wenn mir jemand etwas vergeben und verzeihen konnte, wenn ich dem anderen gegenüber etwas falsch gemacht hatte. Dieses Gefühl von Vergebung und Bereinigen einer Situation zwischen uns, sowie das „wieder gut sein miteinander“ und die Versöhnung zeigten sich als Leichtigkeit, Freude und Beschwingtheit in meinem Herzen und in meiner Seele.
Aber einem anderen etwas zu verzeihen, der mir selbst etwas angetan hat das mich sehr verletzt hatte, das wollte nicht so leicht sein für mich.
Zum einen waren da die Gedanken, dass wenn ich dem anderen verzeihe, dann würde er sich bestätigt fühlen, dass er alles richtig gemacht hat und es eigentlich keinen Grund mehr gibt für mich, verletzt zu sein. Das hatte für mich immer irgendwie ein Gefühl von einer erlittenen Niederlage und ein Opfer des anderen geworden zu sein.
Es hat ein bisschen gedauert, bis ich verstanden hatte, dass wenn man einem anderen vergibt, es nichts damit zu tun hat, dass man alles für gut und richtig hält, was der eine getan hat, sondern dass man sich selbst aus der Opferrolle entlässt und sein Lebenszepter wieder selbst in die Hand nimmt. Oder anders ausgedrückt, dass man wieder in seine eigene Schöpferkraft kommt, da dann die Gedanken und die Energie bei einem selbst verbleiben und nicht in denjenigen investiert werden, an dem man im Unguten dachte und seine Energie dorthin schickte. Wenn man diese Energie wieder zu sich selbst zurück holt, hat man wieder mehr Lebensenergie für sich selbst zur Verfügung und kann damit mehr Gutes für sich selbst tun.
Unsere Lebensenergie fließt in unserer Wirbelsäule, die uns gleichzeitig als Licht-und Energiekanal dient. Je freier und glücklicher und lebenbejahender wir sind, desto weiter ist unser Licht- und Energiekanal geöffnet und es kann ganz viel Lebensenergie in uns einfließen. Je unglücklicher und lebensmüder wir sind, umso enger wird dieser Licht- und Energiekanal und es kann nur sehr wenig Lebensenergie in uns einfließen. Deshalb fühlen sich Menschen in schwierigen und herausfordernden Lebenssituationen oft energielos, müde, ausgeliefert und wie gelähmt.
Durch Vergebung und die energetische Heilarbeit an sich selbst kann man seine Lebensenergie wieder vermehrt zum Fließen bringen und dadurch wieder in seine eigene Schöpferkraft kommen.
Es kommt öfter vor, dass in dem Prozess der Vergebung auch Seelenanteile, die sich durch die Verletzung abgespalten haben und verloren gegangen sind, wieder zu einem zurück fließen und integriert werden, so dass man sich wieder ein Stück freier und heiler fühlt. So ist Vergebung immer auch ein Stück Heilung an sich selbst.
Vergebung ist meistens ein Prozess, der zuerst im Kopf auf der Verstandesebene beginnt und sich dann Stück für Stück über die Gefühlsebene seinen Weg nach „unten“ ins eigene Herz bahnt, um schließlich mit der Zeit wirklich auf der Gefühlsebene an zu kommen. Ob die Vergebung im Herzen schon wirklich vollzogen ist, kann man daran erkennen, dass wenn man mit den Themen die einen vorher in Verbindung mit der Person der man vergeben möchte, noch verletzt und aufgewühlt haben, auf einmal die starken Emotionen dazu fehlen und man statt wütend oder laut zu reagieren auf einmal in der Ruhe und in der Gelassenheit bleiben kann. Dann ist das Thema wirklich „durch“ und die Vergebung wurde vollzogen.
Doch wie schafft man es aus seinem Gedankenkarussell auszusteigen, das ja über den Verstand und das Ego gesteuert wird? Man kann zum Beispiel die „Brille“ wechseln und statt immer nur durch die eigene Brille zu sehen, auch mal den Blickwinkel des anderen einnehmen und durch dessen Brille sehen. Und das ergibt manchmal ein ganz anderes Bild, als man bisher gesehen hat und man bringt für den anderen mehr Verständnis auf und kann somit leichter in die Vergebung kommen.
Es gibt ein indianisches Sprichwort in dem es heißt, dass man niemanden verurteilen soll, bevor man nicht 1000 Schritte in dessen Mokassins gegangen ist. Für mich bedeutet dies, dass man nach diesen 1000 Schritten in fremden Mokassins, sich viel besser in den anderen einfühlen kann und das macht es manchmal etwas leichter in das Verständnis und die Vergebung zu kommen.
Vergebung ist nicht nur ein Thema zwischen zwei Menschen, sondern es ist auch oft ein Thema mit sich selbst. Viele Menschen können sehr viel leichter anderen vergeben, tun sich aber sehr schwer damit, sich selbst zu vergeben. Woran könnte das liegen? Eventuell an dem Anspruch an sich selbst, immer alles richtig machen zu müssen, sich selbst keine Fehler erlauben zu dürfen, da Fehler in unserer heutigen Gesellschaft als etwas schlimmes angesehen werden. Darauf wurden wir über unsere ganze Kindergarten- und Schulzeit trainiert. Beim Diktat wurden immer nur die falsch geschriebenen Worte beachtet, aber nicht die Worte, welche man richtig geschrieben hat und die meistens viel viel mehr waren, als die falsch geschriebenen Worte. Und so hat sich mit der Zeit eine „Brille“ entwickelt, die ihr Augenmerk mehr auf die Fehler und den Mangel gelegt hat und weniger auf das was man gut kann und wo man bereits in der Fülle lebt.
Doch in Wahrheit gibt es gar keine Fehler, sondern immer nur Erfahrungen! Und wenn es nur Erfahrungen sind um zu lernen wie etwas funktioniert oder auch wie es nicht funktioniert, nimmt es einen ganz anderen Stellenwert ein und man kann sich selbst viel leichter verzeihen.
An diesem Themenabend wollen wir uns den energetischen Prozess des Verzeihens näher anschauen und ein energetisches Lichtwerkzeug kennen lernen, das uns dabei hilft, das Thema Vergebung uns selbst und anderen gegenüber leichter umsetzen zu können.
Eine geführte Heilmeditation mit dem Schwerpunkt Vergebung wird den Abend abrunden.